Schleifscheibenaufbau: Unterschied zwischen den Versionen

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== Schleifscheibenaufbau ==
 
  
=== Schleifmittel ===
 
 
Arten von Schleifmitteln
 
 
;1. Elektrokorund (Aluminiumoxid)
 
 
Elektrokorund wird einem elektrochemischen Schmelzprozeß aus kalzinierter Tonerde bzw. aus
 
Bauxit gewonnen. Die Schmelze erstarrt zu Blöcken: welche anschließend in mehreren Schritten
 
zerkleinert und gemahlen werden. Die anschließende Klassierung auf Siebanlagen führt dann zu
 
den nach FEPA-Standard international genormten Schleifmittelkörnungen bzw. -korngrößen
 
 
;F- Federation - Vereinigung
 
;E- Europeene - europäischer
 
;P- Pabricants de Produits - Hersteller
 
;A- Abrastfs - Schleifscheiben
 
 
Der Gehalt an kiristallinem Alurniniumoxid (Al2O3) bestimmt wesentlich die Eigenschaften des
 
Elektrokorunds. Mit zunehmendem Al2O3-Gehalt nimmt die Härte und die Sprödigkeit des
 
Korundschleifkornes zu, die Zähigkeit dagegen entsprechend ab.
 
 
;Elektrokorund wird in drei Qualitätsgruppen hergestellt.
 
 
::Edelkorund mit ca. 99-99:9 % Al2O3 (Weiß)
 
::Halbedelkorund mit ca. 99-93 % Al2O3 (Rosa)
 
::Normalkorund mit ca. 95 % Al2O3 (Rubin)
 
 
[[Datei:Schleifmuster.jpg|600px]]
 
 
In jeder Gruppe gbt es wiederum zahlreiche verschiedene Sorten, welche sich durch die
 
chemischen Legierungsbestandteile, Beschichtungen oder mechanische oder thermische
 
Nachbehandlung unterscheiden. Dies hat unterschiedliche Auswirkungen auf das Schleifverhalten
 
so daß dadurch zur Lösung einer Schleifaufgabe eine vielfaltige Palette an Schleifmitteln zur
 
Verfügung steht.
 
 
Schleifmittel auf Korundbasis sind grundsätzlich durch das Kurzzeichen "A" gekennzeichnet, die
 
einzelnen Sorten werden durch das Voranstellen von Ziffern wie z.B. "81A" unterschieden. Diese
 
Vorzifiern sind immer firmenspezifisch und nicht übertragbar.
 
 
;2. Sinterkorund (SK)
 
 
Sinterkorund zeichnet sich durch sehr feine Microstrukturen, welche über das Sintern
 
sehr feiner, in einem elektrophoretischen Prozeß hergestellten Kristalle erreicht werden.
 
Durch diesen mikrokristallinen Aufbau verhält sich Sinterkorund bei richtigem Einsatz beim
 
Schleifen anders als herkömmlicher Korund, da sich in hohem Maße während des Schleifens
 
immer neue Schneidkanten bilden.
 
Sinterkorund wird ebenfalls mit dem Kurzzeichen "A" und 2 Vorziffern bezeichnet.
 
Er wird gundsatzlich mit anderen Schleifmittelsorten gemischt eingesetzt.
 
 
;3. Siliziumkarbid (SiC)  (grün- blau)
 
 
Siliziumkarbid wird ebenfalls in einem elektrochemischen Prozeß aus kohlenstofifreichem
 
Petrolkoks und Quarzsand (SiO2) hergestellt. Seine Aufarbeitung zu Schleifmittelkörnungen
 
entspricht etwa der des Elektrokorunds.
 
Silizirumkarbid ist härter als Korund, gleichzeitig aber auch wesentlich spröder.
 
 
Auch hier gibt es verschiedene Sorten. welche vor dem das Siliziumkarbid kennzeichnende
 
"C" mit einer Ziffer unterschieden werden wie z.B. " 1 C".
 
 
Anwendungen: harte Werkstoffe: HM, GG. HSS, Keramik, Glas; weiche Werkstoffe: Kupfer, Aluminium, Kunststoffe
 
 
;4. Kubisches Bornitrid (CBN) [[Datei:CBN Mono.jpg|150px|right]]
 
 
Kubisches Bornitrid ist ein künstlicher Schneidstoff, welcher in einem Hochtemperatur- und
 
Hochdruckprozeß aus Bor und Stickstoff hergestellt wird. CBN ist der zweithärteste praktisch
 
angewandte Schneidstoff und zeichnet sich durch hohe thermische und chemische Stabilität aus.
 
Coatings verbessern in Einzelfällen die Einbindung und Stabilität. Bezeichnet wird das CBN mit
 
dem Kurzzeichen "B" mit vorangestellten Zusatzziffern.
 
 
Anwendungen: HSS-Stahl, Warm- und Kaltarbeítsstähle
 
 
;5. Diamant (D) [[Datei:Diamat Korn.jpg|150px|right]]
 
 
Diamant ist der härteste Schleifstoffe. Er besteht rein aus Kohlenstoff in kristalliner Anordnung.
 
Für die Industrielle Anwendung wird überwiegend synthetischer Diamant verwendet, welcher aus
 
Graphit bei hohem Druck und Temperatur hergestellt wird.
 
Je nach Anwendungsfall stehen unterschiedliche Beschichtungen zur Verfügung. Bezeichnet wird
 
der Diamant mit dem Kurzzeichen mit vorangestellten Zusatzziffern.
 
Anwendung: Präzisionsschleifen von zähharten Werkstoffen wie HM, GG, Glas, Keramik; Abrichten von Schleifscheiben
 
 
;6. Schmirgel (SL) Al2O3 + SiO2 + Fe2O3
 
 
Belag von Schleifpapier
 
Bearbeiten incl. Polieren von Stahl. Gußeisen. Holz...
 
 
=== Körnung ===
 
 
;Korngrößen der Schleifmittel
 
 
Die Korngröße des Schleifmittels beeinflußt einerseits die Zerspanleistung des Schleifkörpers und andererseits die Oberflächenbeschaffenheit des geschliffenen Werkstückes.
 
Sie wird der geforderten Oberflächenrauhigkeit des Werkstückes entsprechend ausgewählt. Das Schleífkorn wird im Herstellungsprozeß durch Sieben klassiert. Dabei liegt ein internationaler Standard der Prüfsiebung zugrunde. Die Korngröße wird über eine Körnungsnummer identifiziert, wobei die Korngröße mit zunehmender Körnungsnummer abnimmt.
 
Die Körnungsnummer entspricht der Nummer desjenigen Siebgewebes, dessen Maschen das Schleífkorn beim Absieben noch passiert.
 
Die Siebgewebenummer entspricht dabei in etwa der Anzahl der Maschen welche dieses Siebgewebe auf einer Länge von 1 Zoll aufweist.
 
[[Datei:Zoll.jpg|600px]]
 
 
=== Härte ===
 
 
;Der Härtegrad des Schleifkörpers
 
 
Der Härtegrad - üblicherweise auch "Härte" oder "Buchstabenhärte" genannt - hat mit der
 
Härte des eingesetzten Schleifmittels zunächst nichts zu tun. Die "Härte" des
 
Schleifkörpers wird insbesondere von der anteilig enthaltenen Menge an Bindung, aber
 
auch von deren Art bestimmt. Sie nimmt mit zunehmendem Bindungsanteil zu. Dabei
 
werden die einzelnen Schleifmittelkörner immer fester zusammengehalten, in einem harten
 
Schleifkörper sind die Körner sehr fest verbunden und widerstehen daher sehr hohen
 
Schleifkräften.
 
 
Ein weicher Schleifkörper setzt dem Herausbrechen der abstumpfenden Schleifkörner
 
weniger Widerstand entgegen, so daß die Körner leicht aus dem Kornverbund
 
herausgelöst werden können.
 
Der Härtegrad wird durch einen Buchstaben gekennzeichnet, wobei er mit zunehmendem
 
Alphabet zunimmt.
 
 
Er kann ganz grob folgendermaßen eingestuft werden:
 
Neben dieser Buchstabenhärte gibt es noch die "Wirkhärte" des Schleifkörpers: Sie wird
 
zunächst von der Buchstabenhärte stark geprägt, beinhaltet aber das Gesamtverhalten eines
 
Schleifkörpers, welches sich aus dem Zusammenwirken aller Komponenten ergibt und
 
wesentlich vom "Gefüge" des Schleifkörpers abhängig ist.
 
Generell kann man einen Schleifkörper über Härte und Gefüge so einstellen. daß sich die
 
Schleifkörner bei beginnender Abstumpfung von selbst aus dem Schleifkörper lösen. Dann
 
spricht man von "Selbstschärfung", was aber gewisse Einschränkungen gegenüber der
 
erzielbaren Genauigkeit des Werkstückes mit sich bringt.
 
Ist ein Schleifkörper dagegen härter eingestellt, so lösen sich die Schleifkörner nicht mehr
 
selbst aus dem Verbund, sondern müssen durch einen gesonderten Prozeß, das
 
"Abrichten" oder " Konditionieren" des Schleifkörpers, neu geschärtt oder ganz aus der
 
Bindung herausgelöst werden. Dadurch erreicht man besondere Maß- und Profilhaltigkeit in
 
einem kontrollierten Schleifprozeß mit im allgemeinen sehr hohen Zerspanleistungen.
 
 
=== Bindung ===
 
 
Die Art der Bindung beeinflußt den Aufbau eines Schleifwerkzeuges sehr
 
wesentlich und führt zu sehr unterschiedlichem Schleifverhalten und dadurch zu
 
gründsätzlich unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten des verschieden gebundener
 
Schleifwerkzeug.
 
Daneben gibt es weitere Bindungsarten für spezielle Einsatzfälle wie z.B.
 
 
;Magnesitbindung (Mg)
 
 
::Eigenschaften: weich, elastisch, wasserempfindlich
 
::Anwendungen: Trockenschliff, Messerschliff
 
 
;Schellackbindung (E)
 
 
::Eigenschaften: temperaturempfindlich, zähelastisch, stoßunempfindlich
 
::Anwendungen: Sägen- und Formschliff, Regelscheiben beim spitzenlosen Schleifen
 
 
;Metallbindung (M)
 
 
::Eigenschaften: dicht oder porös, zäh, unempfindlich gegen Druck und Wärme
 
::Anwendungen: Profil- und Werkzeugschleifen mit Diamant oder Bornitrid, Naßschliff
 
 
;Keramische Bindung (V) gebrannt bei ca. 1000-1350°C
 
 
::Eigenschaften: porös, spröde, unempfindlich gegen Wasser, Öl, Wärme
 
::Anwendungen: Vor- und Feinschleifen von Stählen mit Korund und Siliziumkarbid
 
 
;Kunstharzbindung (BW) gebunden bei ca. 180°C
 
 
::Eigenschaften: dicht oder porös, elastisch, ölbeständig, kühler Schliff
 
::Anwendungen: Vor- oder Trennschleifen, Profilschleifen mit Diamant und Bornitrid, Hochdruckschleifen
 
 
;Kunstharzbindung faserstoffverstärkt (BWF)
 
 
[[Datei:Bindung.jpg|800px]]
 
 
=== Gefüge ===
 
 
;Das Gefüge des Schleifkörpers (auch "Struktur" genannt)
 
 
Das Gefüge oder die Struktur des Schleifkörpers beschreibt zunächst den im Schleifkörper
 
vorhandenen Porenanteil. Er ergibt zusammen mit dem Volumenanteil des Schleifmittels und der
 
Bindung immer 100% in diesem Dreistoffgemisch. Das Gefüge beschreibt aber auch die Größe,
 
Form und Anordnung der Bindungsstege im Schleifkörper und damit auch in besonderem Maße
 
das Schleifverhalten des Schleifwerkzeuges.
 
 
Das Gefüge eines Schleifkörpers muß daher im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten
 
und Parametern der zu lösenden Schleifaufgabe individuell angepaßt werden, um höchste
 
Wirtschaftlichkeit zu erzielen:
 
 
:  - dichtes Gefüge und größere Härte ergeben hochbelastbare Form
 
:  - beständige Schleifkörper wie z.B. beim Außen- oder Innenrundschleifen benötigt.
 
:  - offenes Gefüge mit geringerer Härte ergibt zerspanungsfreudige Schleifkörper mit viel Raum für die Spanbildung und den Kühlmitteltransport.
 
 
[[Datei:Schleifscheiben-n.jpg|600px]]
 
 
Sie werden insbesondere benötigt bei Schleifverfahren mit großen Kontaktlängen zwischen
 
Werkstück und Schleifkörper wie z.B. beim Tiefschleifen (Flachprofilschleifen).
 
Das Gefüge bzw. die Struktur wird bei elbe mit Ziffern zwischen 2 bis 22 angegeben. Mit
 
zunehmender Zfferngröße steigt die Offenheit bzw. die Porosität des Schleifkörpers.
 
Die Vielzahl der Gefügeausbildungsmöglichkeiten macht es dabei erforderlich, daß die
 
Gefügekennzahl durch zusätzliche Buchstaben und Ziffern ergänzt werden kann.
 

Aktuelle Version vom 2. April 2017, 21:46 Uhr