Geschichte des Berufs

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Vom Messerschmied zum Schneidwerkzeugmechaniker

Das Messerschmiedehandwerk hat eine mehr als 800 Jahre alte Tradition als organisiertes Handwerk der Waffenschmiede und Messermacher und gehört damit zu den ältesten Berufen überhaupt. Zu den Aufgaben dieses Handwerks gehörte es auch, die hergestellten Nutzgegenstände zu reparieren und gebrauchsfähig zu erhalten.

Das Bild der einstigen Werkzeugschleiferei hat sich im Laufe der Jahrzehnte völlig verändert. Bis etwa 1960 unterhielt jeder Betrieb seine eigene Nachschärfabteilung. Erst Mitte der sechziger Jahre hatte man die Idee, das Nachschärfen als eigenen Berufszweig außerhalb der Industrie zu etablieren und es entstanden die ersten Werkstätten. Als man zu Beginn der siebziger Jahre in der Industrie begann, immer mehr spanende Sonderwerkzeuge zu verwenden, wurde das Tätigkeitsspektrum des Werkzeugschleifers in Verbindung mit computergesteuerter Technik immer anspruchsvoller. Die Qualifikation des betriebseigenen Schleifers reichte bald nicht mehr aus und man benötigte speziell ausgebildete Fachleute.

Mit der Neuordnung der handwerklichen Metall­berufe im Jahr 1989 wurde ein Anpassungsprozess beendet, der neben neuen Berufen ebenso neue Berufsstrukturen und Qualifikationen her­vorgebracht hatte. Alte Berufe wurden durch neue ersetzt. Der Schneidwerkzeugmechaniker löste den Messerschmied ab.

Der Schneidwerkzeugmechaniker ist ein Beruf der Gruppe „Feinwerktechnik“. Ihre Besonderheit liegt in der Beachtung enger Toleranzen bei der Bearbeitung verschiedener Werkstoffe auf konventionellen und numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen. Zu neuen Ergebnissen haben der rasche technologische Wandel sowie die Einschätzung der Wirtschafts- und Arbeitswelt im nächsten Jahrzehnt beigetragen. Auch zählten dazu erkennbare qualitative Trends, wie neue Produktionstechnologien, neue Bearbeitungsverfahren und neue Werkstoffe.

Der Schneidwerkzeugmechaniker mit den heutigen Schwerpunkten Schneidwerkzeug- und Schleiftechnik sowie Schneidemaschinen- und Messerschmiedetechnik baut auf den bewährten Qualifikationen des Messerschmiedes in der manuellen Bearbeitung auf, die ergänzt wor- den sind um das Erstellen und Optimieren von Programmen, das Richten konventioneller und numerisch gesteuerter Werkzeugmaschinen einschließlich der dazu erforderlichen Werkzeuge und Vorrichtungen und insbesondere bis zu einer Maßgenauigkeit von 0,01 µm und im Mikrofeinschleifen bis zu einer Oberflächen­güte von 0,3 µm.

Zu den Ausbildungsinhalten zählen heute auch die Befähigung zum selbstständigen Handeln und berufsübergreifende Qualifikationen wie Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Kommunikations- und Kooperations- und Problemlösefähigkeit.

Entwicklung der Schule in Bad Neustadt

Wie in Bad Neustadt alles begann… Im Mai des Jahres 1979 informierte das Baye­rische Staatsministeriums für Unterricht und Kultus die Schulen darüber, dass beabsichtigt ist, Splitterberufe, also Berufe mit einer geringen Anzahl von Auszubildenden, an festgelegten Berufsschulstandorten in Bayern zentral zu unterrichten.

An der Staatlichen Berufsschule in Bad Neustadt (seit 1996 „Jakob-Preh-Schule“), genauer gesagt an ihrer Außenstelle im 20 km entfernten Mellrichstadt sollten gleich vier „Sprengelberufe“ eingerichtet werden: Der Messerschmied, der Federmacher, der Drechsler und der Holzbildhauer bzw. Holzschnitzer.

Unter dem Berufsbild des Holzschnitzers konnte man sich zu dieser Zeit in der bayerischen Rhön etwas vorstellen, gab es doch in den Rhöndörfern so manchen kleinen Betrieb, der in diesem Handwerk seinen Lebensunterhalt zu verdienen versuchte. Aber die anderen Berufe? Messerschmiede und Federmacher waren hier doch regelrechte Exoten, zumindest gab es in der weiteren Umgebung keine Ausbildungs­betriebe dieser Sparte. Doch das schreckte die seit 1929 bestehende Berufsschule mit gewerblich-technischer, kaufmännischer und hauswirtschaftlicher Ausrichtung im damaligen Zonenrandgebiet nicht ab. Im Gegenteil, man erkannte sofort die Chance, sich über diese Nischen­berufe zu profilieren und bayernweit, ja vielleicht sogar bundesweit einen Namen zu verschaffen.

Der anfangs vorgesehene Standort Mellrichstadt erwies sich als ungünstig, da weder Lehrkräfte noch Werkstätten im erforderlichen Umfang zur Verfügung standen. Hinzu kam natürlich die ohnehin komplett neu anzuschaffende Grundausstattung und die notwendige Fort­bildung der Lehrkräfte.

Am Standort Bad Neustadt waren zwar Metallwerkstätten und Metallfachlehrer vorhanden, doch gab es in dem schon überfüllten Schul­gebäude keinen Platz, um die Neulinge aufzunehmen. Zur Lösung des Problems wurde kurzerhand mit tatkräftiger Unterstützung des Landratsamtes und nicht ohne Widerstand seitens der ansässigen Wirtschaft eine groß angelegte Umstrukturierung beider Standorte vorgenommen: Alle kaufmännischen Berufe wurden an die Außenstelle nach Mellrichstadt verlagert, dafür kamen die Metallberufe an die Stammschule nach Bad Neustadt. Zuvor waren Berufe beider Fachbereiche an beiden Standorten ansässig gewesen. Mit der Umsetzung seines „Denkmodells“ tat der damalige Schulleiter OStD Johann Schmitz einen entscheidenden Schritt hin zur Konzentration der Fachbereiche und damit besseren Auslastung vorhandener materieller wie personeller Ressourcen.

So wurden Messerschmiede und Federmacher schließlich in Bad Neustadt einquartiert und der Landkreis Rhön-Grabfeld finanzierte großzügig die notwendige Erstausstattung. Dazu gehörten eine Universalwerkzeugschleifmaschine, Schleif- und Polierböcke, eine Bandschleifmaschine, die Ergänzung der Schmiedeeinrichtung sowie weitere Werkzeuge.

Damit waren die Startbedingungen jedoch noch nicht erfüllt. Den Schülern musste für die Dauer der Blockunterrichtszeiten auch eine geeignete Heim-Unterkunft angeboten werden. Man entschied sich für das Melanchthon-Heim im 22 km entfernten Bad Königshofen. Dort gab es eine Vollverpflegung und die Busfahrt nach Bad Neu­stadt war für die Sprengelschüler kostenlos. In den Folgejahren orientierte man sich jedoch stärker nach Bad Neustadt und konnte bald auch Heime in günstigerer Lage zur Schule finden.

Organisation, Ausbildungsinhalte, Prüfungen

Zunächst existierte kein verbindlicher Rah­menlehrplan für die Berufe Messerschmied und Federmacher. Auch stand den Lehrkräften kaum brauchbare Literatur zur Verfügung, so dass diese hauptsächlich auf ihre Eigeninitiative frei nach dem Motto „learning by doing“ angewiesen waren.

Von der Regierung von Unterfranken erhielt die Schule den Auftrag, einen Stoffverteilungsplan zu erstellen, der die Fächer Fachtheorie, Fachzeichnen, Fachrechnen und Praktische Fachkunde umfasste. Außerdem waren die Fächer Deutsch, Sozialkunde, Sport und Religion nach den gültigen Lehrplänen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus im Stundenplan enthalten.

Das erste Ausbildungsjahr hatten die Schüler noch an ihrer Heimatberufsschule absolviert und sie kamen nun im 11. Jahrgang zur fach­spezifischen Unterweisung nach Bad Neustadt.

Sinnvollerweise wurde der Unterricht in Blockform abgehalten, im 11. und 12. Jahrgang zu je 9 Blockwochen pro Schuljahr, aufgeteilt in 1-Wochen-Blöcken. Diese kurzen Zeitspannen wurden damals notwendig, weil die wenigen Schüler zusammen mit anderen spanenden Fachklassen beschult werden mussten und die örtliche Wirtschaft längeren Blöcken nicht zugestimmt hatte. Nur wenige Jahre später jedoch konnte man für diese spezielle Schülergruppe längere und insgesamt vorteilhaftere Block­phasen von 3 mal 3 Wochen pro Schuljahr realisieren.

Die Zwischen- und Abschlussprüfungen wurden zunächst von den Innungen selbst organisiert (Nordbayern und Stuttgart). Dabei war der theoretische Teil Aufgabe der Schule (Berufsschulabschlussprüfung) und den praktischen Teil nahm die jeweilige Innung am eigenen Standort ab. Bereits von Anfang an waren Lehrkräfte der Berufsschule im Prüfungsausschuss vertreten und erstellten in enger Zusammen­arbeit mit den Innungen die Prüfungsaufgaben. Durch die Aufnahme von Schülern aus weiteren Bundesländern (im ersten Prüfungsdurchgang nahmen nur Schüler aus Bayern und Baden-Württemberg teil), lag es jedoch nahe, die Organisation der Prüfung mittelfristig in die Hand der Nordbayerischen Innung in Fürth zu legen und zentral für alle Lehrlinge an der Berufsschule abzunehmen.

Mit den Jahren wandelte sich das Berufsbild. Der klassische Messerschmied, dessen Aufgabe die Herstellung und Instandhaltung von Messern und anderen Schneidgeräten war, trat immer mehr in den Hintergrund. Nun lagen die Anforderungen verstärkt in der Bearbeitung von maschinell spanenden Werkzeugen wie Fräser, Bohrer, Sägeblätter und vieler Sonderwerkzeuge. Ein wichtiger Aspekt war dabei die hohe Maß- und Formgenauigkeit sowie die Oberflächengüten. Ab 1987 hieß der Messerschmied deshalb Schneidmittelmechaniker und kurz darauf, im Jahr 1989 wurde ein vollstän­dige Neuordnung aller Metallberufe vollzogen. Der Schneidmittelmechaniker wurde zum Schneidwerkzeugmechaniker mit einer 3,5-jährigen Ausbildung in den beiden Schwerpunkten Schneid- und Schleiftechnik und Schneide­maschinen- und Messerschmiedetechnik. Der Beruf des Federmachers wurde aufgegeben.

Die Berufsschule musste natürlich auf diese Veränderung reagieren und ihre Lehr- und Unterrichtsverteilungspläne sowie die Ausstattung entsprechend anpassen. Abteilungsleiter Burghard Stöhr erarbeitete zusammen mit Fachlehrer Kurt Kleinlein in dieser Zeit im Auftrag des Ministeriums und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Schulqualität und Bildungs­forschung in München den neuen Rahmen­lehrplan.

Wiederum trat eine Veränderung ein, als im Jahr 1998 die Aufstockung der Blockwochen in der Fachstufe (2. bis 4. Lehrjahr) von 23 auf 26 Wochen angeordnet wurde. Das bedeutete ab diesem Zeitpunkt eine Aufteilung von 12 /12 /2 Wochen in den 2,5 Lehrjahren am Schulort Bad Neustadt.

Heute wird an den Berufsschulen in allen Bereichen Lernfeldunterricht praktiziert. Dabei wird der klassische Fächerkanon mit Theorie, Rechnen und Praxis zugunsten von handlungsorientierten Einheiten, sog. Lernfeldern ersetzt. Auf diese Weise sollen im Unterricht betriebliche Prozesse möglichst praxisnah nachgestellt werden. Im Bereich der Schneidwerkzeugmechaniker wurden diese Lernfelder nach Ausarbeitung durch eine Lehrplankommission mit Beginn des Schuljahres 2006/2007 eingeführt. Der fachliche Unterricht gliedert sich jetzt in die Bereiche Instandhaltung, Fertigungstechnik, Schleiftechnik, Bauelemente und Rechnergestützte Fertigung.

Entwicklung der Schülerzahlen

Die ersten Schüler, die im September 1980 an der Schule starteten, waren 2 Messerschmiede der Firma Hommert aus Coburg sowie 5 Feder­macher aus Schwabach und Wunsiedel. Die überschaubare Anzahl von 7 Schülern war zu Beginn recht angenehm, doch erhoffte man sich natürlich steigende Klassenstärken. Diese Hoffnung wurde leider trotz aller Anstrengungen zunächst nur in sehr begrenzten Umfang erfüllt.

In den ersten Jahren fanden nur wenige Schüler den Weg nach Bad Neustadt, obwohl allgemein bekannt war, dass insgesamt erheblich mehr Lehrlinge ausgebildet wurden. Sicher konnte man nicht mangelnde Qualität der Ausbildung als Grund für die Zurückhaltung anführen. Im Gegenteil, die Berufsschule hatte sich durch enorme Anstrengungen bereits nach kürzester Zeit einen sehr guten Ruf erarbeitet.

Da der Sprengel rechtlich nur auf das Land Bayern begrenzt war, gab es keine Handhabe für die Schule, wenn Betriebe anderer Bundesländer ihre Lehrlinge nicht nach Bad Neustadt entsandten. Aber auch die offizielle Ausweitung des Sprengels mit Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder vom Januar 1984 auf das gesamte Bundesgebiet (zunächst für die alten Länder, ab 1991 auch für die neuen Länder) brachte keine echte Verbesserung.

Grund war wohl weniger die mangelnde Akzeptanz als ganz einfach die Kosten, die mit dem Schulbesuch in Bad Neustadt in Verbindung standen und die so manche kleine Schleiferei abschreckten. Zwar übernahm der Freistaat Bayern für alle Schüler das Schulgeld, jedoch mussten die Aufwendungen für Fahrt und Übernachtung zumindest zum Teil selbst getragen werden. Allerdings hatten die bayerischen Schüler hier sicher noch den besten Stand, denn diese erhielten schon damals den größten Teil der Kosten erstattet, was Schüler aus anderen Bundesländern verwehrt blieb. Bis heute hat sich an dieser quasi Zwei-Klassen-Gesellschaft nichts geändert. Während die bayerischen Schüler die Übernachtungskosten voll erstattet bekommen, gibt es auch Bundesländer, die für ihre Lehrlinge nicht einen Cent übernehmen. Für die Auszubildenden, die hier in Bad Neustadt in einer Klasse nebeneinander sitzen und den gleichen Unterricht erhalten, ist dies mehr als unverständlich. Aber Vorstöße der Schule in Richtung der Kultusministerkonferenz brachten bislang leider keinen Erfolg.

Ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Schülerzahlen konnte erst ab dem Schuljahr 1998/99 be­obachtet werden. Die Gründe waren wohl vielschichtig. Der Wandel hin zu einem indus­triellen, hochtechnologischen Beruf und damit der Einzug in die Großbetriebe, die mittlerweile hervorragende Ausstattung und die vermehrte Öffentlichkeitsarbeit der Schule spielten dabei sicher auch eine Rolle. Einen großen Schritt nach vorne bedeutete die erste Teilnahme an der Internationalen Fachmesse für Schleiftechnik, der GrindTec in Augsburg im Jahr 1998. Dank der hervorragenden Unterstützung des Fachverbandes FDPW ist die Schule seither regelmäßig bei dieser außerordentlich wichtigen Messe mit einem eigenen Stand präsent. Es hat sich gezeigt, dass der Bekanntheitsgrad der Schule trotz aller Annahmen zuvor doch noch nicht groß genug war, denn immer wieder zeigten sich Besucher dieser Messe sehr interessiert an einer fundierten Berufsausbildung in diesem Handwerk, jedoch war vielen bislang nicht bekannt, dass hierfür ein eigener Ausbildungs­beruf mit spezieller Beschulung existiert.

Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades fruchteten auch in der Form, dass im Jahr 2002 erstmals Lehrlinge aus Österreich und später mit Beginn des Schuljahres 2007/08 auch aus der Schweiz zum Unterricht anreisten.

Schulleitung und Lehrkräfte

Auf Initiative des damaligen Schulleiters OStD Johann Schmitz und mit hervorragender Unterstützung des Landrats Dr. Steigerwald wurde der Fachsprengel an der Berufsschule in Bad Neustadt eingerichtet. Es war sicher der Weitsichtigkeit und durchdachten Vorgehensweise des Schulleiters zu verdanken, dass alle betei­ligten Stellen an einem Strang zogen und der Unterricht binnen kürzester Zeit aufgenommen werden konnte.

Für die Lehrer der Abteilung Metalltechnik war das Gebiet des Herstellens und Schleifens von Messern und Scheren natürlich Neuland und im ganzen Bundesgebiet hätte man auch keine Lehrkraft dieser Fachrichtung finden können. So blieb den Kollegen nur die praktische Erfahrung und das kontinuierliche Selbststudium. Daneben half bei der Einarbeitung ganz besonders der Rat und die Hilfestellung des Berufsverbandes in Person des damaligen Bundesinnungsmeisters Hans Hesse. Den Innungen war es ebenfalls ein Anliegen, dass die Schule in Bad Neustadt sich von Anfang an positiv darstellte. Die Obermeister und hier in vorderster Front die Nordbayerische Innung mit ihren Obermeistern Gerhard Winkler, später Karl Georg Zanzinger und heute Oliver Gayer standen und stehen unterstützend zur Seite. Auch Ausbildungsbetriebe eröffneten den Lehrern spontan und unkompliziert die Möglichkeiten zu Betriebsbesichtigungen oder Praktika.

Im ersten Jahr wurden die Kollegen OStR Burghard Stöhr als Abteilungsleiter, StR Wolfgang Megner, FL Günther Heckl und Rel. Päd. Michael Werner bei den Messerschmieden und Federmachern eingesetzt. Was zu diesem Zeitpunkt jedoch noch fehlte, war ein echter Praktiker, ein Fachmann, der das Handwerk wirklich verstand. Kurz zuvor hatte Herr Kurt Kleinlein an der Schule einen Aushilfsvertrag erhalten, allerdings besaß er noch keine offizielle Lehr­befähigung. Auf Anfrage erklärte er sich sofort bereit, das neue Fachgebiet für sich zu erschließen und sich intensiv einzuarbeiten. Herr Klein­lein war sofort mit ganzem Herzen bei der Sache. Man spürte, dass es ihm ein großes Anliegen war, dieses Handwerk von Grund auf zu erlernen, es zu pflegen und zu erhalten. Zunächst absolvierte er 1981/82 die Fachlehrer­ausbildung in Ansbach als Grundlage für seine pädagogische Tätigkeit Kontinuierlich arbeitete er an seiner Wissenserweiterung; dies oftmals in der Freizeit und nicht selten auch verbunden mit privatem finanziellen Aufwand, denn die Kosten, die mit Fortbildungen oder Besuchen bei Verbandstagen und Innungsversammlungen in Verbindung standen, konnte der Freistaat Bayern für ihn nicht übernehmen. So war Kurt Kleinlein schon nach kurzer Zeit ein gefragter Fachmann innerhalb und außerhalb der Schule. Durch sein Engagement prägte der Kollege den Fachbereich und trug entscheidend zu dem Ansehen bei, das die Schule heute genießen darf.

Die Weiterentwicklung des Sprengels war dem ab 1988 amtierenden Schulleiter Ulrich Bergner ebenso ein besonderes Anliegen. Zusammen mit Herrn Kleinlein besuchte er regelmäßig Veranstaltungen der Verbände und Innungen, hielt Referate und brachte die Schule und ihr Wirken auf diese Weise immer wieder in Er­innerung. So war die Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern jederzeit geprägt von einer angenehmen, harmonischen Atmosphäre. OStD Bergner war es auch, der die Maschinenausstattung an der Schule weiter verbesserte.

Mit dem Wechsel in der Schulleitung im Jahr 2001 kamen auch viele neuen Ideen für ein weiteres Wachstum des Fachbereichs ins Gespräch. Schulleiter OStD Klaus Saar besuchte die Innungsversammlungen und Verbandstage im In- und Ausland und präsentierte dort mit viel Engagement und Sachverstand Weiterentwicklungskonzepte, die der Schule und den Interessenvertretungen des Berufsstandes zugleich nur dienlich sein konnten. Saar schaffte klare Zuständigkeitsbereiche innerhalb der Schule, entwickelte ein schulisches Leitbild für die Abteilung Metalltechnik sowie zukunftsträchtige Konzepte, die ihm Respekt und Anerkennung bei den Vertretern der Wirtschaft einbrachten. In seiner Amtszeit stiegen die Schülerzahlen um mehr als 400 Prozent und die Maschineneinrichtung wurde stark modernisiert und erweitert, so dass ein Werkstättenumbau notwendig wurde.

Seit dem Jahr 2011 führt nun OStD Kurt Haß­furter als neuer Schulleiter die Berufsschule in Bad Neustadt an. Auch Haßfurter ist das Einvernehmen mit den Verbänden und Innungen sehr wichtig. Er forciert Messeauftritte und Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades, setzt sich nachhaltig für eine gute Maschinenausstattung und hohe Unterrichtsqualität ein und scheut keine Mühen, um neue Wege zu erschließen und den Fachbereich insgesamt voranzubringen und damit fit für die Zukunft zu machen.

Zusammenarbeit mit Verbänden, Innungen und Betrieben Von Anfang an war klar, dass die Schule nur dann erfolgreich sein konnte, wenn auch die Verbände und Innungen den Standort Bad Neustadt akzeptieren würden. Ansprechpartner war als damalige Interessenvertretung der Messerschmiede der Bundesinnungsverband (ab 1989 Bundesverband Schneid- und Schleiftechnik – BVS) mit Herrn Bundesinnungsmeister Hans Hesse an der Spitze. Der Kontakt zu Herrn Hesse und den Geschäftsführern Dr. Dietmar Kube und später Hans Butz war sehr schnell hergestellt und es wurde sofort deutlich, dass auch dem BVS eine zentrale Beschulung sehr am Herzen lag. Fortan wurden intensive Kontakte gepflegt und Verband und Schule verfolgten die gleichen Ziele – immer mit Blick auf eine Stärkung dieses Handwerks.

Parallel dazu fand ein regelmäßiger Austausch mit der Nordbayerischen Innung (Obermeister Gerhart Winkler, ab 1987 Obermeister Karl Georg Zanzinger und seit 1999 Obermeister Oliver Gayer) und in der Folge auch mit den Obermeistern aus nahezu allen Bundesländern statt. Schulleitung und Fachlehrer sprachen sich in wichtigen fachlichen und organisatorischen Angelegenheiten ab. Im Gegenzug wurde in den Verbandszeitschriften über die Aktivitäten der Schule informiert und geworben und häufig fanden Veranstaltungen in der Schule statt, um den Mitgliedern der Gremien die Schule und ihre Ausstattung zu präsentieren.

Im Jahr 1987 wurde unter Helmut Schaurich der Fachverband Deutscher Präzisionswerkzeugschleifer (FDPW) ins Leben gerufen. Auch dieser Verband strebte die Kooperation mit der Schule an und veranstaltete im Februar 1988 als Einstieg seine erste Vorstandssitzung in Bad Neustadt. 1996 übernahm dann Gerhard Linner aus Wolnzach die Funktion des Präsidenten der wachsenden Interessengemeinschaft. Zu dieser Zeit waren BVS und FDPW Partner gewor- den und nach dem Ausscheiden von Bundes­innungsmeister Hesse wurde Linner 1999 zum Präsidenten beider Verbände gewählt. Die unter Linner erzielten Erfolge und veranlassten Weichenstellungen waren jederzeit geprägt von Weitsichtigkeit und auch von dem Wohlwollen gegenüber der Schule. Ihm war es zu verdanken, dass sich die Maschinenausstattung der Berufsschule in den Folgejahren wesentlich verbes­serte, da er bei Herstellern nachhaltig für die Möglichkeiten des Sponsorings warb.

Im Jahr 2006 schließlich schlossen sich beide Verbände zu einem unter dem Namen FDPW zusammen, dem zunächst Herbert Wulf als Präsident vorstand und seit 2007 Jürgen Baldus. In der Geschäftsführung kam es im Jahr 2007 zu einem Wechsel. Dem langjährigen Geschäftsführer Klaus-Dieter Körber folgte Prof. Dr. Wilfried Saxler nach. In dieser Konstellation entwickelte sich in der Folgezeit eine sehr vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verband und Schule, die sich äußerst positiv auf die Lehrlingsausbildung auswirkte.

Die Nachrichten über die auf Schneid- und Schleiftechnik spezialisierte Schule in Bad Neustadt drangen auch ins europäische Ausland. Mehrfach kamen Anfragen aus Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten. Nach intensiven Verhandlungen und Besuchen sowie Gegenbesuchen entschieden sich die Verbände FÖPW (Fachverband Österreichischer Präzi­sionswerkzeugschleifer) und VSPW (Verband Schweizer Präzisionswerkzeugschärfer) schließlich dazu, trotz bürokratischer Hemmnisse und der großen Entfernung ihre Lehrlinge künftig nach Bad Neustadt zum Berufsschulunterricht zu entsenden. So kommen seit 2002 junge Menschen aus den Nachbarländern Österreich und seit 2007 auch aus der Schweiz in die Rhön, um am Unterricht teilzunehmen.

Entwicklung der Ausstattung der Schule mit Dank an Sponsoren

Die Ersteinrichtung für den Werkstattunterricht des Fachsprengels der Messerschmiede wurde vom Aufwandsträger der Schule, dem Landkreis Rhön-Grabfeld wunschgemäß finanziert. Doch schon nach wenigen Jahren war diese Ausstattung durch die neuen Anforderungen an den Beruf nicht mehr ausreichend. Mitte der 90er Jahre wurde das Problem immer drängender, denn die Beschaffung der vor allem nun notwendigen CNC-gesteuerten Werkzeugmaschinen, deren Wert leicht im 6-stelligen Bereich anzusiedeln war, konnte der Landkreis keinesfalls mehr schultern. Hinzu kam das Zubehör und Verbrauchsmaterial wie Bohrer, Fräser, Schleifscheiben oder Schleiföle.

Mehr und mehr war der Begriff „Sponsoring“ ins Gespräch gekommen. Und tatsächlich waren Hersteller nachhaltig daran interessiert, leih­weise und kostenlos NC- und CNC-Werkzeugmaschinen, Rund- und Flachschleifmaschinen, Schärfautomaten, Mess- und Trennmaschinen uvm. der Schule zu überlassen. Sicher nicht ohne Grund, denn der damit verbundene Werbeeffekt war sicher nicht abzustreiten, wenn die angehenden Fachkräfte und später auch die Meisterschüler aus ganz Deutschland an diesen Maschinen trainieren und sich von deren Qualität überzeugen konnten.

Mit Hilfe der Verbände gelang es binnen weniger Jahre, einen mehr als respektablen Maschinenpark aufzubauen. Als erste Unternehmen unterstützten Saacke, Deckel, Kullmann/Hallerkopf, Loroch, Vollmer, Stehle, Ulmer, Franzen, Walter und Elbe; es folgten Ihle, Schneeberger, Schütte, Zoller, Reform und andere. Daneben fanden sich Lieferanten, die das Zubehör kostenlos oder sehr preiswert beisteuerten. Die Schule profitiert bis heute in hohem Maße von diesem Sponsoring, da Maschinen immer wieder auf den aktuellen Stand gebracht und bei Bedarf auch ganz ausgetauscht werden. Zudem erhalten die Lehrkräfte in der Regel kostenlose Einweisungen.

Bereits im Jahr 2000 konnte man den Maschinenpark hinsichtlich seiner Qualität wohl als einzigartig in ganz Europa bezeichnen und darüber hinaus war er so stark angewachsen, dass ein Umbau der Werkstätten in Angriff genommen werden musste. Nach mehrjährigen Bau­arbeiten konnte die neue Werkhalle dann im Oktober 2007 unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste offiziell ihrer Bestimmung über­geben werden.

Im Jahr 2012 denkt man nun erneut über eine Erweiterung der Werkstattflächen nach. Nachdem die Ausstattung ergänzt und erweitert werden konnte und neue Sponsoren, wie die Firma Mahr mit einer weiteren Messmaschine gewonnen wurden, ist derzeit eine Vergrößerung der Werkstatt um etwa 80 m² geplant.

An dieser Stelle sei allen Sponsoren und Förderern der Berufsschule für die teilweise jahrzehntelange nachhaltige Unterstützung und Begleitung ganz herzlich gedankt.

Von den Meistervorbereitungskursen zur Meisterschule

Schon frühzeitig wurde der Ruf nach qualifiziertem Fachpersonal laut, die Nachfrage nach ausgebildeten Meistern in der Branche stieg stetig. Nachdem sich in Bad Neustadt die bundesweit einzige Schule für die theoretische Berufsausbildung der Schneidwerkzeugmechaniker befand, lag es nahe, auch die Meisterausbildung dort anzusiedeln. So wurden in Zusammen­arbeit zwischen dem FDPW, der als Veranstalter auftrat, der Handwerkskammer für Unterfranken und der Jakob-Preh-Schule im Jahr 1994 erstmals Meistervorbereitungskurse für die Teile 1 und 2 (fachliche Teile) in Bad Neustadt angeboten. In der Regel in zweijährigen Abständen konnte ein neuer Durchgang starten und auch nach Fall des Meisterzwangs war die Akzeptanz für diese Weiterbildungsmaßnahme ungebrochen. Diese positive Entwicklung veranlasste den Landkreis Rhön-Grabfeld auf Ini­tiative des damaligen Schulleiters OStD Klaus Saar dazu, im Jahr 2009 unter dem Dach der Jakob-Preh-Schule eine Meisterschule für Schneid- und Schleiftechnik unter kommunaler Trägerschaft und staatlicher Anerkennung einzurichten. Ziel dieser Meisterschule war und ist es, auf qualitativ hohem Niveau mit den vorhandenen personellen und materiellen Ressourcen auf die Meisterprüfung im Schneidwerkzeugmechaniker-Handwerk vorzubereiten. Im Vergleich zu den vorangegangenen Kursen war nun neu, dass ab diesem Zeitpunkt sämtliche Teile der Meisterausbildung am Standort Bad Neustadt vermittelt wurden und darüber hinaus durch die Hereinnahme von allgemein bildenden Fächern der Zugang zur Hochschule erleichtert werden sollte. Die neue Meisterschule führt nun in zwei Jahren der Teilzeitbeschulung zum begehrten Meisterbrief. Mit Beginn des Schuljahres 2012/13 konnten die Präsenzzeiten durch die Hereinahme von mediengestützten Anteilen über eine Lernplattform von 28 auf 22 Unterrichtswochen reduziert werden, was den Interessen der Arbeitgeber zusätzlich entgegenkam.


Autor Claudia Seifert/Kurt Haßfurter Jacob-Preh-Schule, Bad Neustadt a. d. Saale